
Die KI-Revolution im Stock-Markt stößt offenbar an erste Grenzen. Wie der bekannte Stockfotograf Robert Kneschke in seinem Blog „Alltag eines Fotoproduzenten“ berichtet, plant Adobe Stock einschneidende Maßnahmen gegen die Flut KI-generierter Bilder. Der massive Anstieg synthetischen Materials belaste nicht nur die Server, sondern verwässere zunehmend die Qualität der Suchergebnisse. Für professionelle Fotografen könnte sich damit ein längst überfälliger Paradigmenwechsel abzeichnen.
Harte Grenzen für den KI-Upload-Marathon
Laut Kneschkes Recherchen soll Adobe ab Juni 2025 die monatlichen Upload-Kontingente drastisch reduzieren. Statt der bisher erlaubten 500 Dateien sollen Contributoren künftig nur noch 200 Uploads pro Monat einreichen dürfen. Für Anbieter, die sich auf KI-generierte Bilder spezialisiert haben, könnte die Grenze sogar bei nur 100 Dateien liegen. „Ich vermute, dass Adobe Stock gerade aktiv daran arbeitet, den Anteil von KI-Bildern unter 50% zu halten, weil sonst wahrscheinlich Schlagzeilen wie »Mehr als die Hälfte aller Adobe Stock Bilder sind KI-generiert« auftauchen würden“, schreibt Kneschke in seinem Blog-Artikel.
Die Dynamik hinter diesen Überlegungen ist beeindruckend: Kneschke berichtet, dass sich die Anzahl täglicher Einreichungen bei Adobe Stock seit 2023 mehr als verachtfacht hat, wobei der Anteil KI-generierter Inhalte von unter 10 Prozent auf fast 70 Prozent angewachsen ist. Diese Explosion folgt einem globalen Trend – seit 2022 wurden weltweit über 15 Milliarden KI-Bilder generiert.
Zur Qualitätssicherung plant Adobe laut den von Kneschke zusammengetragenen Informationen ein verschärftes Prüfverfahren speziell für KI-Werke. Ein dediziertes Team soll diese Einreichungen künftig unter deutlich strengeren Kriterien bewerten – technische Makel, fehlende Originalität und fragwürdige kommerzielle Verwertbarkeit könnten damit zu einem wesentlich höheren Ausschussvolumen führen als bisher.
Zweiklassen-Vergütung als wirtschaftliches Lenkungsinstrument
Besonders kontrovers erscheint die von Kneschke erwähnte Einführung eines gestaffelten Vergütungsmodells. KI-generierte Inhalte sollen demnach mit einem Abschlag von 25 Prozent gegenüber traditionell fotografierten oder illustrierten Werken honoriert werden. Diese wirtschaftliche Differenzierung würde erstmals eine klare Wertabstufung zwischen menschlichem Handwerk und maschinell unterstützter Produktion etablieren – ein Signal, das nach Jahren des Preisdrucks im Stockmarkt durchaus wegweisend sein könnte.
Zur technischen Implementierung dieser Regeln entwickelt Adobe laut Kneschkes Quellen ein KI-System zur Identifizierung von KI-generierten Bildern – eine Ironie, die dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen dürfte. Diese Software soll nicht nur synthetische von konventionellen Bildern unterscheiden, sondern auch auffällige Upload-Muster erkennen, die auf automatisierte Masseneinreichungen hindeuten. Die aktuellen Adobe-Richtlinien verbieten bereits Multiple-Account-Strategien zur Umgehung von Limits.
Fotografie-Handwerk vor möglichem Comeback
Die Stockmedien-Branche verfolgt die von Kneschke skizzierten Entwicklungen vermutlich mit höchstem Interesse. Konkurrenten wie Shutterstock und Getty Images stehen vor identischen Herausforderungen im Umgang mit der synthetischen Bilderflut. Sollten Adobes Maßnahmen – sofern sie wie von Kneschke dargestellt eingeführt werden – Wirkung zeigen, dürften weitere Plattformen ähnliche Wege beschreiten.
Für Fotoprofis könnte dies tatsächlich eine positive Wende markieren. Nach Jahren der Entwertung fotografischer Arbeit könnte der Markt authentische Bildsprache und fotografische Originalität wieder höher bewerten. Besonders der von Kneschke angedeutete verstärkte Schutz geistigen Eigentums wäre ein Fortschritt: KI-Bilder, die erkennbar Stil oder Motive bekannter Fotografen imitieren, sollen künftig rigoros abgelehnt werden.
Auch die Auffindbarkeit qualitativ hochwertiger Bilder soll sich verbessern. Ein neues Filtersystem wird laut Kneschkes Recherchen die Suchergebnisse nicht mehr primär nach Popularität sortieren, sondern nach einer komplexeren Matrix aus technischer Qualität, Originalität und Relevanz gewichten. KI-generierte Inhalte sollen zudem deutlicher gekennzeichnet werden, was Käufern fundiertere Entscheidungen ermöglichen soll.
Fazit
Die kommenden Monate zeigen, ob Adobe die Maßnahmen tatsächlich in dieser Form umsetzt und welche Auswirkungen sie auf den Stock-Markt haben werden. Im Spannungsfeld zwischen Künstlicher Intelligenz und fotografischem Handwerk könnte sich ein neues Kapitel abzeichnen – und vielleicht eine längst überfällige Neujustierung des Werts fotografischer Bildarbeit einleiten. Wir werden die Entwicklungen weiter verfolgen und bei konkreten Ankündigungen seitens Adobe umgehend berichten.